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Leipzig – Zur Verdrängung der Armut aus dem öffentlichen Raum in Leipzig
Am 14.03. war es endlich soweit. Wir konnten gemeinsam mit dem linXXnet e.V. die Podiumsdiskussion „Zur Verdrängung der Armut aus dem öffentlichen Raum in Leipzig“ nachholen. War der erste Anlauf im Januar vom Orkantief „Friederike“ verhindert worden, folgten nun insgesamt 176 Gäste unserer Einladung ins Grassi-Museum in Leipzig.
Auf dem Podium saßen Heiko Rosenthal (Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Ordnung, Sport der Stadt Leipzig), Eike Bösing (Safe – Straßensozialarbeit für Erwachsene), Britta Taddiken (Pfarrerin der Thomaskirche), Dr. Peter Bescherer (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Gjulner Sejdi (Romano Sumnal e.V. – Teil der Bettellobby Dresden). Moderiert wurde die Diskussion von Sarah Ulrich (freie Journalistin und Redakteurin des Magazins „Kreuzer“).
Während der zweistündigen Diskussion, die ab etwa der Hälfte auch für das Publikum geöffnet wurde, kamen verschiedenste Perspektiven aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kommunalpolitik zur Sprache. Besonders interessant waren jene Einwände und Fragen, die von wohnungslos Menschen selbst erhoben und gestellt wurden. Im Verlauf der Debatte wurden viele Aspekte und Erfahrungen ausgetauscht, kontroverse und gegenteilige Standpunkte ebenso wie gemeinsame Anliegen.
Im Ergebnis steht, dass Armut eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung von hoher kommunalpolitischer Relevanz ist. Armut in einer wohlhabenden Gesellschaft geht Alle an, denn sie wird von eben dieser Gesellschaft hervorgebracht. So ist einerseits an Armut nichts zu mystifizieren: hinter „organisierten“ BettlerInnen stehen in den allermeisten Fällen keine kriminellen Machenschaften, sondern größere Selbsthilfe- und Familienstrukturen. Armut darf auch nicht als individuelle Schuld verklärt und abgetan werden. Andererseits ist es aber ebenso falsch, Soziale Arbeit zu romantisieren. Ihre Notwendigkeit selbst entspringt dem gesellschaftlichen System und gleichzeitig begrenzt das System die Handlungsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit.
Es stellt sich vielmehr die Frage, welchen Umgang die Gesellschaft insgesamt mit Armut findet: einen einbeziehenden und unterstützenden oder einen ausschließenden und strafenden. Hierbei kann die Kommunalpolitik ganz konkret Teil einer positiven Antwort sein. Dazu braucht es aber fortwährende Kommunikation und den steten Austausch zwischen Verwaltung, der Kommunalpolitik, den Betroffenen selbst und jenen, die unterstützend wirkend. Nur so ist zu verhindern, dass aneinander vorbei geredet und gehandelt wird. Runde Tische zu Armut und Wohnungslosigkeit böten sich bspw. an.
Die Podiumsdiskussion wurde aufgezeichnet und steht für Sie hier bereit.